Probleme mit Intel igb-Treiber

Ich habe hier zwei Rechner haben einen Netzwerkchip von Intel:
Der erste Rechner hat eine Fujitsu D3446-GS2-Hauptplatine, auf der ein Intel I219-LM- und ein I210-Netzwerkchip verbaut sind. Im zweiten Rechner steckt ein Asus Prime Pro X470-Mainboard mit einem Intel I211-AT.

Sowohl für alle diese Netzwerkschips ist unter Linux das Treibermodul „igb“ zuständig – und auf beiden Rechnern macht das Probleme: Das Modul wird geladen, die Netzwerkschnittstellen werden erkannt, aber es geht keinerlei Traffic über das Kabel. Weder rein noch raus. Wie tot.

Das Problem vermutete ich zuerst bei den Energiesparfunktionen. Experimente dazu waren aber erfolglos.
Beim Asus-Board half es schließlich, Fast Boot im BIOS auszuschalten um die Netzwerkschnittstellen zum Funktionieren zu bringen.

Das BIOS der Fujitsu-Hauptplatine kennt leider kein Fast Boot. Das einzige das zuverlässig hilft die Netzwerkschnittstelle zum Leben zu erwecken ist das Neuladen des Moduls bei Systemstart. Dazu einfach in die Datei „/etc/rc.local“ folgendes einfügen: rmmod igb; sleep 1; modprobe igb

Diese Behelfslösung kann allerdings zu anderen Problemen führen, z.B. wenn während des Rechnerstarts NFS-Shares gemountet werden sollen: Immerhin ist das Netzwerk, das vorhin noch zumindest theoretisch da war, plötzlich für kurze Zeit weg, was den Startvorgang ins Straucheln bringen kann. Vor allem systemd-networkd kommt in’s Stolpern. Wenn das Netzwerk Debian-üblich mit „/etc/network/interfaces“ konfiguriert wird funktioniert es besser. Eine andere Lösung kenne ich aber leider nicht.

Update: Ich bin offenbar nicht allein: https://bugzilla.redhat.com/show_bug.cgi?id=1442638

Update 2: Das Abschalten von „Fast Boot“ beim Asus Prime Pro X470 hilft nicht zuverlässig gegen das tote Intel-Netzwerkinterface. Nur meistens :(

Update 3: Hier wird berichtet, dass es helfe das „Energy Efficient Ethernet“ abzuschalten: ethtool --set-eee enp11s0 eee off. Werde ich bei Gelegenheit ausprobieren.

Update 4: Der Beitrag ist ursprünglich von 2018. Mittlerweile schreiben wir das Jahr 2022, und es hat sich einiges getan:
Seit Debian 11 funktionieren die Intel-Netzwerkschnittstellen. Für die I219-LM- und I211-AT-Chips finden sich ein paar Mal pro Tag gibt’s diese Einträge im Syslog:

Sep 03 09:58:09 router kernel: igb 0000:0c:00.0 lan0: igb: lan0 NIC Link is Down 
Sep 03 09:58:12 router kernel: igb 0000:0c:00.0 lan0: igb: lan0 NIC Link is Up 1000 Mbps Full Duplex, Flow Control: RX/TX

Hier hilft tatsächlich ethtool --set-eee lan0 eee off oder alternativ das Abschalten des Energiesparmodus im Switch (ein Netgear GS116Ev2, dessen Weboberfläche mit modernen Browsern zum eigenmächtigen Umkonfigurieren neigt – aber das ist eine andere Geschichte).